Das kompliziert erscheinenden Gebilde eines Sonnenuhrzifferblattes mit geraden, meist fächerförmigen Stundenlinien und gekrümmten Querlinien ist ein "Sonnenkalender", er gleicht im weitesten Sinne einem Spinnennetz, daher die früher dafür gebräuchliche Bezeichnung Arachne (griech.: Spinnengewebe).

Die quer zu den Stundenlinien verlaufenden Linien sind die sog. Datumslinien, die bestimmte Tage, z. B. die Sonnenwenden, die Tagundnachtgleichen und anderes anzeigen.

Bergheim

Die Höhe des Bogens, den die Sonne auf ihrem (scheinbaren) Weg im Laufe des Tages beschreibt, ändert sich mit jedem Tag, d. h., der Schlagschatten der Schattenstabspitze bzw. der Schatten einer Markierung auf dem Schattenstab oder der Lichtpunkt einer Lochscheibe zeichnet täglich eine andere Kurve auf dem Sonnenuhrzifferblatt. Ebenso ist zu beobachten, dass die Sonne am Horizont an Punkten auf- und untergeht, die sich im Laufe eines Jahres in einem gleich bleibenden Sektor hin- und herbewegen.

Daraus lässt sich feststellen, dass sich Tageslänge und Jahreszeiten mit den Veränderungen der Punkte des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs verändern und dass auch die Schattenlängen entsprechend der Höhe des Sonnenbogens variieren.

Dass diese Veränderung im Laufe eines Jahres gleichmäßig von der Wintersonnenwende (kürzester Schatten auf dem vertikalen Sonnenuhrzifferblatt, die Sonne steht tief) über die Tagundnachtgleiche im Frühjahr und die Sommersonnenwende (längster Schatten auf den vertikalen Sonnenuhrzifferblatt, die Sonne steht hoch) zur Tagundnachtgleiche im Herbst verläuft und dies jährlich zu den gleichen Zeitpunkten erfolgt, lässt sich aus den unterschiedlichen Schattenlängen das Datum ablesen.

Gebräuchlich auf Sonnenuhrzifferblättern sind Datumslinien (auch als Monatslinien bezeichnet):

        zum 1. eines jeden Monats oder
        für Tage mit vollen Stunden,
        insbesondere jedoch für Tierkreisdaten oder für
        die drei Daten der Winter- und Sommersonnenwende und der Tagundnachtgleichen.

Die Datumslinien, die in Europa die Form von Hyperbeln haben (außer der Linie der Tagundnachtgleichen, die immer eine Gerade ist), werden mit bestimmten Kalenderdaten, z. B. den Tierkreisen, Monatserste, Tage mit vollen Stunden o. ä. berechnet.

Da solche Datumslinien wegen der Anzahl nicht für jeden Tag auf einem Zifferblatt aufgezeichnet werden können, werden im Allgemeinen neben den Tagundnachtgleichen die Winter- und Sommersonnenwende und in vielen Fällen (auch aus dekorativen Gründen) die Daten der Tierkreiszeichen gewählt.

Dabei wird jede dieser Tierkreisdatumslinien außer an den beiden Sonnenwenden zweimal im Jahr von der Schattenstabmarkierung berührt.

Die Unterscheidung der jährlichen Unterschiede der Sonnenbahn ist in ihrer auf die Chaldäer zurückgehenden Reihenfolge bekannt als Steinbock, Wassermann, Fische, Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion und Schütze. Außer in fragwürdigen Voraussagen in Form von Horoskopen, die auf die astrologischen Lehren der alten Babylonier zurückgehen, hat diese Einteilung jedoch keinerlei praktische Bedeutung. Sternzeichen sind auf Sonnenuhrzifferblättern jedoch von alters her besonders beliebt, geben sie doch durch die Stellung der Sonne mit ihrer jährlichen Bahn die Jahreszeiten an.

Nicht zu verkennen ist auch die dekorative Funktion von Tierkreissymbolen als Schmuck und Verschönerung eines Sonnenuhrzifferblattes.

Tierkreisdatumslinien bezeichnen im allgemeinen die beiden Daten der Winter- und Sommersonnenwende (obere und untere gekrümmte Datumslinie) sowie die Tagundnachtgleichen (mittlere, gerade Datumslinie) sowie je zwei Linien dazwischen. Sie zeigen den Eintritt der Sonne in ein durch die Tierkreise bestimmtes, fest zugeordnetes Datum, nämlich:

Da die Schattenbahnen außer den beiden Sonnenwenden im Jahresverlauf zweimal dieselbe Linie berühren, sind nicht 12 Linien, also für jeden Tierkreis eine, sondern nur 7 Datumslinien auf Sonnenuhrzifferblättern dargestellt. 

Lesachtal

Manchmal sind es auch nur die 3 Datumslinien der Winter- und Sommersonnenwende (Steinbock und Krebs) und der Tagundnachtgleichen (Widder und Waage), oder auch nur die Linie der Tagundnachtgleichen (Äquinoktiallinie), die auf einer Sonnenuhr vorhanden sind.

Venedig

Oder auch Sonnenuhren mit nur einer Datumslinie, nämlich die der Tagundnachtgleichen, die nicht als Hyperbel, sondern als Gerade etwa in der Mitte eines Sonnenuhrzifferblattes verläuft.

Balerna

Seltener auf Sonnenuhrzifferblättern verwendete Linien sind Datumslinien für bestimmte Tage, z. B. für Tage mit vollen Stunden, Monatserste o. ä.

Rüdesheim